Читаем «Трех товарищей» Ремарка на немецком | #4

Продолжаем читать и разбирать оригинальный немецкий текст «Трех товарищей» Ремарка. В этом отрывке Роберт Локамп рассказывает о самых главных событиях своего прошлого.

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Словарь выпуска

hochgeschossen — высокий (досл. вверх выстреливший)
der Drahtkorb — проволочная корзина (проволочный каркас)
das Maschinengewehrgeknatter — треск пулемётов
durcheinandergegangen — перемешано

Разбираемый отрывок

Ich zog einen Briefbogen aus dem Fach und fing an zu
rechnen. Die Kinderzeit, die Schule – das war ein Komplex,
fern, irgendwo, schon nicht mehr wahr. Das richtige Leben
begann erst 1916. Da war ich gerade Rekrut geworden, dünn,
hochgeschossen, achtzehn Jahre alt, und übte nach dem
Kommando eines schnauzbärtigen Unteroffiziers auf den
Sturzäckern hinter der Kaserne Hinlegen und Aufstehen.
An einem der ersten Abende kam meine Mutter in die
Kaserne, um mich zu besuchen; aber sie mußte über eine
Stunde auf mich warten. Ich hatte meinen Tornister nicht
vorschriftsmäßig gepackt gehabt und mußte deshalb in der
freien Zeit zur Strafe die Latrinen scheuern. Sie wollte mir
helfen, aber das durfte sie nicht. Sie weinte, und ich war so
müde, daß ich einschlief, als sie noch bei mir saß.
1917. Flandern. Middendorf und ich hatten in der Kantine
eine Flasche Rotwein gekauft. Damit wollten wir feiern.
Aber wir kamen nicht dazu. Frühmorgens fing das schwere
Feuer der Engländer an. Köster wurde mittags verwundet.
Meyer und Deters fielen nachmittags. Und abends, als wir
schon glaubten, Ruhe zu haben, und die Flasche
aufmachten, kam Gas und quoll in die Unterstände. Wir
hatten zwar rechtzeitig die Masken auf, aber die von
Middendorf war kaputt. Als er es merkte, war es zu spät. Bis
sie abgerissen und eine neue gefunden war, hatte er schon
zuviel Gas geschluckt und brach bereits Blut. Er starb am
nächsten Morgen, grün und schwarz im Gesicht. Sein Hals
war ganz zerrissen – so hatte er mit den Nägeln versucht,
ihn aufzukratzen, um Luft zu kriegen.
Das war im Lazarett. Ein paar Tage vorher war ein
neuer Transport angekommen. Papierverbände. Schwere
Verletzungen. Den ganzen Tag fuhren die flachen
Operationswagen herein und hinaus. Manchmal kamen sie
leer wieder. Neben mir lag Josef Stoll. Er hatte keine Beine
mehr, aber er wußte es noch nicht. Es war nicht zu sehen,
weil die Decke über einem Drahtkorb lag. Er hätte es auch
nicht geglaubt, denn er spürte Schmerzen in den Füßen.
Nachts starben zwei Leute bei uns im Zimmer. Einer sehr
langsam und schwer.
Wieder zu Hause. Revolution. Hunger. Draußen
immerfort Maschinengewehrgeknatter. Soldaten gegen
Soldaten. Kameraden gegen Kameraden.
Putsch. Karl Bröger erschossen. Köster und Lenz
verhaftet. Meine Mutter im Krankenhaus. Krebs im letzten
Stadium.
1921 – Ich dachte nach. Ich wußte es nicht mehr. Das Jahr fehlte
einfach. 1922 war ich Bahnarbeiter in Thüringen gewesen,
1923 Reklamechef einer Gummifabrik. Das war in der
Inflation. Zweihundert Billionen Mark hatte ich monatlich
verdient. Zweimal am Tage gab es Geld und hinterher
jedesmal eine halbe Stunde Urlaub, damit man in die Läden
rasen und etwas kaufen konnte, bevor der nächste
Dollarkurs ‘rauskam – dann war das Geld nur noch die
Hälfte wert.
Und dann? Die Jahre darauf? Ich legte den Bleistift hin.
Hatte keinen Zweck, das alles nachzurechnen. Ich wußte es
auch nicht mehr so genau. War zu sehr
durcheinandergegangen. Meinen letzten Geburtstag hatte
ich im Café International gefeiert. Da war ich ein Jahr lang
Stimmungspianist gewesen. Dann hatte ich Köster und Lenz
wiedergetroffen. Und jetzt saß ich hier in der Aurewe:
Auto-Reparatur-Werkstatt Köster und Co. Der Co. waren
Lenz und ich, aber die Werkstatt gehörte eigentlich Köster
allein. Er war früher unser Schulkamerad und unser
Kompanieführer gewesen; dann Flugzeugführer, später eine
Zeitlang Student, dann Rennfahrer – und schließlich hatte er
die Bude hier gekauft. Erst war Lenz, der sich einige Jahre in
Südamerika herumgetrieben hatte, dazugekommen – dann
ich.

Автор: Евгений Ерошев

Преподаватель немецкого языка, переводчик, youtube блогер

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