28. Mai (Samstag). WIE er betete!

Eine spannende Geschichte aus Valaam über ein Aha-Erlebnis von zwei frommen Protestanten, die nicht verstehen konnten, wozu eigentlich diese Klöster.

Samstags unterhalte ich mich immer mit meinem Deutschlehrer aus italki per Skype. Heute sind wir irgendwie auf das Thema Reisen gekommen und ich habe mich an meine Reise nach Valaam erinnert. Das ist eine Insel nicht sehr weit von St. Petersburg entfernt, ein sehr heiliger Ort, ein orthodoxes Kloster. Manchmal nennt man Valaam «den nördlichen Athos» sogar. Ich war im vorigen Jahr dort. Es war eine wunderbare Reise. Ich habe meinem Lehrer eine der Geschichten erzählt, die ich dort gehört habe.

Unsere Reiseführerin hat uns erzählt, dass sie einmal die Aufgabe hatte, zwei Protestanten zu begleiten. Unterwegs haben sie natürlich verschiedene Gespräche geführt, auch über den Glauben. Sie waren wirklich vorbildliche Protestanten, arbeiteten in einer Organisation, welche zum Beispiel Armen und Kranken hilft, und sie konnten nicht nachvollziehen, wozu man überhaupt Klöster braucht, wozu man in der Orthodoxie so lange betet, wozu die Gottesdienste so lang sind (4-6 Stunden kann ein Gottesdienst in einem Kloster dauern). Diese Reiseführerin weiß eigentlich sehr viel und kennt sich in der Sache gut aus. Deshalb versuchte sie die Hintergründe zu erklären, aber die Protestanten verstanden es einfach nicht.

Dann hat sie ihnen erzählt: «Hier gibt es eine Skite (eine Art sehr kleines, geschlossenes Mönchsdorf, das einem Großkloster unterstellt ist und in Selbstverwaltung von einem Ältesten geführt wird). In dieser Skite wohnt ein geistlicher Jünger von dem Altvater Sophroni (Sacharow). Vielleicht können wir mal einen Gottesdienst da besuchen».

Sie hatten Glück und konnten dorthin gehen. Als die Protestanten sahen, WIE dieser Mönch während des Gottesdienstes betete, hatten sie keine Fragen mehr. Sie haben während des Gebets da was Außerordentliches erlebt. Man nennt es in der orthodoxen Tradition «das unerschaffene Taborlicht». Das Licht der göttlichen Gnade, ähnlich wie dieses Licht, das Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg Tabor gesehen haben (Lk 9,28–36). Dieses Erlebnis hat alle ihre Fragen beantwortet.

Es gibt Dinge, die man nicht verstehen kann, wenn man sie nur hört. Mann muss sie erleben, um sie zu verstehen. «Ein Bild sagt mehr als tausend Worte».

Автор: Евгений Ерошев

Преподаватель немецкого языка, переводчик, youtube блогер

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